Infektionsschutz - Tipps vom Chemiker
Schüler in Taiwan haben einen Desinfektions-Roboter aus Lego gebaut - Bleiben auch Sie kreativ, auch wenn etwas knapp wird.
Im Umgang mit radioaktiven Substanzen wird Achtsamkeit geschult – das gilt auch für Viren. Man überlegt sich mehrmals, ob man sich mit einer kontaminierten Hand an den Augen reibt oder nicht. Neben Händedesinfektion setzt unser Gastautor, der Chemiker Dr. Jens Röder, auf Selbstdisziplin und Eigenverantwortung.
Eine kontaminierte Hand darf nichts anderes anfassen
Wenn ich im Labor eine Flasche mit einer radioaktiven Substanz anfasse, gilt diese Hand als kontaminiert. Diese Hand darf dann nichts Anderes mehr machen, sonst hätte das fatale Folgen! Erst wenn der Handschuh mit einem Detektor freigemessen wurde, darf sie wieder frei eingesetzt werden. Dieses Prozedere entspricht einer Händedesinfektion mit Alkohol.
In der Straßenbahn fassen viele Menschen beispielsweise dieselbe Haltestange an. Wenn Sie also mit der Straßenbahn fahren, sollten Sie sich mit der Hand nicht mehr ins Gesicht fassen, nichts essen oder trinken. Bevor Sie Ihre Hände nicht ausreichend desinfiziert haben, sind diese Dinge absolut tabu. Das ist einfacher gesagt als getan. Nehmen Sie also – egal, wo Sie sind – eine kleine Flasche Desinfektionsmittel mit. Auch das Auto sollte damit ausgestattet sein.
Schutzkleidung – der richtige Sitz
Wir denken bei Schutzkleidung immer an den Mund-Nasen-Schutz. Bitte bedenken Sie, dass dieser richtig sitzen muss (mit dem eingenähten Draht an die Gesichtsform anpassen), wenn die Maske an der Seite Nebenluft zieht, hilft sie wenig. Wenn wir es Ernst nehmen, bräuchten wir außerdem eine Schutzbrille mit Seitenwindschutz, weil die Infektion auch über die Augen erfolgen kann.
Der berühmte Laborkittel hilft, Chemikalien von der Alltagskleidung des Chemikers fernzuhalten. Wenn wir aber mit der selben Hose in der Straßenbahn und dann abends auf dem Sofa sitzen, könnte ein Virus indirekt in der Wohnung übertragen werden. Der Laborkittel des Alltags ist der lange Wintermantel. Er hält den Schmutz von unserer besseren Kleidung fern und gehört in einer separaten Ecke – getrennt von anderer Kleidung – aufgehängt.
Desinfektion, aber richtig
Sie kommen nach Hause, öffnen die Tür und schließen sie. Dann gehen Sie ins Bad und waschen und desinfizieren sich die Hände. Was passiert? Sie fassen anschließend wieder die Türklinke an, die sie zuvor mit der kontaminierten Hand berührt haben. Unmittelbar an der Haustür könnten Sie eine Flasche mit Desinfektionsmittel deponieren und die Hände direkt beim Betreten des Hauses desinfizieren.
Wenn es keine Hände-Desinfektionsmittel mehr gibt, empfiehlt sich ein klassisches Stück Arztseife. Diese spült sich nicht so leicht von den Händen und zwingt Sie, Ihre Hände gründlicher abzureiben und abzuwaschen.
Der beste Schutz: Selbstdisziplin und Eigenverantwortung
Wenn das Virus einen doch erwischt hat, gilt es – mit derselben Selbstdisziplin und Eigenverantwortung – die Kontamination der anderen zu verhindern. Nun wendet man die gleichen Mechanismen wie oben beschrieben an, und zwar noch konsequenter. Vermeiden Sie Händeschütteln und halten Sie sich von anderen Menschen möglichst fern. Am besten bleibt man ganz zu Hause.
Einen Termin mit einem Arzt sollte in jedem Fall telefonisch abgeklärt werden. So bleibt auch der Arztpraxis ein unerwünschter Besuch durch das Coronavirus erspart. Anstatt sich krank in den Einkaufsmarkt zu schleppen, rufen Sie doch lieber Ihren netten Nachbarn an und bitten ihn, etwas mitzubringen. Der wird Ihnen sicherlich auch dankbar sein, dass Sie so umsichtig handeln.