Nach 7-jähriger Haft in China: Deutscher Ex-Millionär warnt vor Lügen der KP
Der Investmentbanker Robert Rother aus Nordrhein-Westfalen erzählt im Interview mit der Epoch Times über seinen siebenjährigen Gefängnisaufenthalt in China.
Der Unternehmer Robert Rother aus Nordrhein-Westfalen wanderte 2004 – gerade mal 21 Jahre alt – nach China aus. Seine ersten Unternehmungen in China trugen keine Früchte. Doch er gab nicht auf. Schließlich bauten er und seine chinesische Lebensgefährtin in Shenzhen eine Investmentfirma auf. Gerade zu Zeiten der chinesischen Finanzkrise und der weltweiten Krise 2008 explodierte sein Geschäft regelrecht.
Während der Finanzkrise stellte Rother chinesischen Firmen Kredite bereit, damit sie ihre Angestellten weiter bezahlen konnten und nicht Bankrott gingen. Viele Chinesen hatten Geld im Ausland, und die anderen hatten Geld im Inland. Alles war damals von der Regierung blockiert worden. Er fungierte mit seiner Firma jetzt als Mittelsmann, um diese Geldtransaktionen zu starten. Damit hatte er viel Geld gemacht.
Die Geschäfte liefen gut und der Umsatz seiner Firma explodierte – von einer Million auf 100 Millionen Dollar innerhalb von einem Jahr, erzählt Rother im Interview mit der Epoch Times.
Kontakte bis hoch in die Regierung und zu reichen Geschäftsleuten
Das schuf neue Möglichkeiten. Er fand Kontakte bis hoch in Regierungskreise und zu reichen Geschäftsleuten. Er baute in China ein Internetportal auf, das chinesische Aktieninformationen auf Englisch übersetzt bereitstellte. Von Chinas Regierung erwarb er dazu Lizenzen. „Diese Webseite wurde sehr erfolgreich. Ich habe viel Geld investiert“, so der Unternehmer.
Aber dieses Projekt gefiel der Regierung in Peking nicht. Einen Monat vor seiner Verhaftung warnte ihn ein Bekannter: „Robert, guck mal was du hier machst mit deiner Webseite – das gefällt der Regierung in Peking nicht. Die wollen die Seite schließen.“
Doch er nahm den Hinweis nicht ernst. „Ich habe mir gesagt: Okay, ich habe die Lizenz. Ich habe hier rechtlich alles sauber gemacht und habe die Verträge. Ich habe alles gemacht.“ Später merkte er, dass das in China alles keinen Wert hat. Dann wurde er ohne Grund festgenommen.
Als er im Gefängnis war, hörte er, dass viele weitere Geschäftsleute aufgrund von Korruptionsvorwürfen oder Betrugsvorwürfen einfach eingesperrt worden seien. Sie hatten alle gemeinsam, dass sie in einem Nischenbereich auf dem chinesischen Markt sehr erfolgreich gewesen waren. Das chinesische Regime übernahm nach den Festnahmen dann einfach die Unternehmen.
Staatsfeind der KP Chinas
Ihm wurde bewusst, dass sich die kommunistischen Machthaber unter keinen Umständen gefallen lassen konnten, dass er die chinesische Börse ohne Berücksichtigung der chinesischen Regierungsinteressen analysierte. Mit seiner Internetseite konnte er Meinungen beeinflussen und Stimmung machen und das außerhalb der Kontrolle der Regierung. Daher sah man ihn nun als Staatsfeind und sägte ihn ab, erklärt Rother die Hintergründe.
Die chinesische Regierung verleibte sich nach seiner Festnahme seine erfolgreiche Firma ein. Die Polizei räumte zudem seine Wohnung aus und stahl alle Wertgegenstände und das ganze Bargeld, erzählt der Geschäftsmann.
Später im Gefängnis erfuhr Rother, dass ein taiwanesischer Geschäftsmann ihn angezeigt hätte. Rother und seine Geschäftspartnerin sollen sein Geld veruntreut haben. „Er hatte bei uns 16 Millionen US-Dollar investiert und für ein Jahr das Geld fest bei uns angelegt. Nach zwei Monaten kam er wieder und meinte, dass er sein Geld zurück bräuchte. Wir hatten einen unterschriebenen Vertrag, schwarz auf weiß“, verdeutlicht Rother.
„Wir haben ihm nur die Hälfte wieder ausgezahlt, weil wir die andere Hälfte bereits investiert hatten. Aber dann hat er sehr viel Druck aufgebaut und wollte sein restliches Geld zurückhaben.“ Nach seinem Gefängnisaufenthalt erfuhr Rother, dass dieser Mann in Taiwan verhaftet wurde. Er soll Hunderte Millionen von US-Dollar aus der Versicherung für sich abgezogen haben – also Kundengelder veruntreut haben. „Er wurde in Taiwan zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt“, erzählt Rother.
Alles, was dieser gegenüber der Polizei gegen Rother in China ausgesagt hätte, wäre gelogen gewesen. „Das ist hinterher rausgekommen. Aber es interessierte das Gericht nicht. Wenn du in China verurteilt bist, bist du verurteilt“, so Rother.
U-Haft wurde immer wieder verlängert
„Die Polizei hat mich 13 Monate lang in Untersuchungshaft festgehalten“, erzählt Rother. In der Zeit durfte der Anwalt von Rother nicht in die Akten gucken. „Es ist nach chinesischem Gesetz verboten“, erklärt er. In den 13 Monaten setzte man ihn systematisch unter Druck. Man wollte, dass er den offiziellen Grund für seine Anklage, nämlich Vertragsbruch, gesteht und sagt: „Okay, ich bin schuldig“ – oder dass er mit dem Finger auf seine Partnerin zeigen und erklären würde, dass sie schuldig sei.
Allerdings habe er keinen Vertragsbruch (so die spätere Anklage) begangen. Er wollte kein falsches Geständnis abgeben. Daher verlängerten sie immer wieder seine Untersuchungshaft – zunächst Tag für Tag, dann Woche für Woche und schließlich Monat für Monat – bis es 13 Monate waren.
Man drohte ihm mit der Todesstrafe, wenn er nicht gestehen oder seine Partnerin nicht belasten würde. „Die haben mich teilweise zwölf Stunden nur auf einem kleinen Stein sitzen lassen und die Polizei hat vor mir geschlafen. Ich musste einfach nur sitzen, und ich sollte gestehen.“ Er wurde beschimpft. „Sie wollten nur, dass ich psychisch kaputt gehe“, berichtet er der Epoch Times. „Die wollen, dass du gestehst und dann ist der Fall erledigt. Sie haben sogar falsche Beweise vorgelegt.“
Es hieß, seine Geschäftspartnerin und Lebensgefährtin hätte gegen ihn ausgesagt. Es gab keine Beweise. „Vor Gericht wurde kein einziger Zeuge vernommen“, so Rother. Daher versuchten sie ihn mit allem Möglichen dazu zu bringen, dass er etwas gesteht, was er aber nicht tat.
„Die Polizeibehörde versuchte alles so lange hinauszuzögern, dass man krank im Kopf wird. Man weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Weil alles eine Lüge ist – alles pure Lüge; nur damit man kaputt geht, sich schuldig bekennt oder mit dem Finger auf jemand anderen zeigt.“ Er war sich bewusst, dass er unschuldig ist – das hat ihm Kraft gegeben.
Seine Zelle, in der er schlief, sich wusch und seine Notdurft verrichtete, teilte er sich mit 14 Mithäftlingen. „Privatsphäre gab es zu keinem Zeitpunkt“, berichtet er.
Schließlich wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt. Seine chinesische Freundin und Geschäftspartnerin bekam lebenslang. Sie hat jetzt noch 15 Jahre vor sich. Er weiß nicht, wie es ihr geht. Er hat keinen Kontakt zu ihr: „Das wird alles von der chinesischen Regierung unterbunden.“
Rother zu 5G: „Verhalten der deutschen Regierung unverantwortlich“
Das Verhalten der deutschen Regierung hält Rother in Bezug auf Huawei und 5G für unverantwortlich. „Das ist einfach fahrlässig von Frau Merkel. (…) Vor allen Dingen ist Frau Merkel ja in Ostdeutschland groß geworden und sie hält Reden, wo sie davon spricht, dass Freiheit wichtig sei – zum Beispiel damals an der Harvard Universität. Aber das hat mit der realen Politik von ihr nichts zu tun“, so der Investmentmanager. Grundsätzlich gehe die deutsche Regierung naiv mit China um, findet Rother. „Die deutsche Politik interessiert es mehr, was mit der Wirtschaft ist und dass die großen deutschen Konzerne mit China ein Geschäft machen können“, äußert er gegenüber der Epoch Times. „Die Politik macht zu wenig“, findet er.
„Was 5G betrifft, so soll Huawei vertraglich garantieren, dass sie keine Spionage machen“, erklärt Rother. „Aber ich kann von meinem eigenen Fall sagen, dass in China Verträge nicht mal das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden. Wenn die Verträge irgendeine Legitimität hätten, hätte ich nie verhaftet werden können. Und was immer die da garantieren, das ist einfach nur eine Show. Die werden ja alles erzählen, um diesen Auftrag zu kriegen“, betont Rother mit Blick auf 5G.
„Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich sehe eine große Naivität dahinter. Man kann mit China Geschäfte machen. Die Geschäfte müssen aber auf der gleichen Werteebene stattfinden. Es kann nicht sein, dass wir in China unter unwürdigen Bedingungen produzieren und dass Menschen dafür in Zwangsarbeit geschickt werden, nur damit wir günstige Sachen haben. Das muss verboten werden“, fordert Rother.
Rother: Deutschand bricht seine eigenen Gesetze
„Wir Deutschen haben Gesetze“, erklärt Rother. „Die Würde eines Menschen ist unantastbar heißt es in Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes. Und wir haben die Verantwortung das weltweit umzusetzen, wenn Deutschland solche Werte vertreten möchte. Wenn Deutschland Waren, entstanden aus Zwangsarbeit, importiert, dann brechen wir unsere eigenen Gesetze. Man kann nicht sagen, dass es würdevoll ist, wenn Menschen gefoltert werden, damit sie arbeiten.“
Die Falun Gong Leute hatte er – obwohl viele von ihnen widerrechtlich in China im Gefängnis sind – nicht getroffen. Er wusste aber ganz genau, wie gefährlich das war, wenn man über Falun Gong sprach. Zudem berichtet Rother, dass er im Gefängnis 6-7 Tage pro Woche neun Stunden lang Zwangsarbeit leisten musste. Er hat Hochfrequenz-Transformatoren sowie Modellfahrzeuge herstellen müssen. „Das waren zum Beispiel Spielzeugautos mit einem Logo von einem großen deutschen Sportwagenhersteller“, sagt er. Man hätte auch Weihnachtskarten und Neujahrskarten in allen verschiedenen Sprachen produziert. „Alles war nicht für den chinesischen Markt gedacht“, erklärt Rother der Epoch Times.
Es gab auch immer Tagesziele bei der Zwangsarbeit, die man erreichen musste. „Wenn man die nicht erreichte, wurde man bestraft. Die höchste Strafe war das Sitzen auf dem Eisernen Stuhl, wo man angekettet wird. Da sitzt man dann beispielsweise für zwei Wochen drauf. Die Streben der Sitzfläche laufen spitz nach oben zu und drücken sich ins Fleisch rein und es werden Elektroschocks am ganzen Körper und auch an der Schläfe eingesetzt“, berichtet Rother, der seit einem Jahr wieder in Deutschland lebt.
„Dann waren die Leute körperlich kaputt, also sie konnten sich nicht mehr bewegen. Es waren dann einfach nur noch sich bewegende Körper ohne Leben. Das hat die chinesische Polizei offen gemacht. Der Eiserne Stuhl war immer zu sehen. Er stand in der Fabrik und bei uns im Block, so dass jeder sehen konnte, wenn da jemand drauf saß. Auf dem Stuhl musste die Person dann durchgängig sitzen und auch essen, schlafen und die Notdurft verrichten“, erzählt er.
Fünf Monate wurden ihm schließlich wegen guter Führung erlassen. Er musste dann noch eine Geldstrafe von 180.000 Euro bezahlen – dann durfte er das Gefängnis verlassen. Die Polizei hat ihn nach der Entlassung direkt zum Flughafen gebracht. Von dort flog er nach Hamburg.
Coronavirus: „Das was man erfährt, ist wohl nur die Spitze des Eisberges“
Angesprochen auf den Ausbruch des Coronavirus in China erklärt Rother, dass die Lage im Gefängnis sehr schlecht sei. „Es gibt jetzt keine Arbeit mehr im Gefängnis. Das heißt, die Wirtschaft ist sehr, sehr schlecht – und es gibt auch Corona-Fälle in den Gefängnissen.“ Die Situation in den Gefängnissen sähe „sehr, sehr bedrohlich“ aus, so der Westfale in der Sendung „Leute“ auf „SWR 1“.
Auf die Frage, wie es mit Forderungen der Bevölkerung nach Menschenrechten und Meinungsfreiheit aussehe, sagte Rother: „Ich glaube, dass die chinesische Regierung es blutig niederschlagen würde. Man sieht ja auch Städte wie Wuhan, die systematisch abgeriegelt worden waren, um das Virus unter Kontrolle zu halten, aber auch um die Menschen dort unter Kontrolle zu halten. Wer sich da querstellt, der wird aus dem Verkehr gezogen.“
Der Glaube hat ihm geholfen, die Gefängniszeit durchzustehen
Der Glaube hat ihm geholfen, die Haft durchzustehen und der Wunsch, anderen Menschen zu berichten, was in den chinesischen Gefängnissen passiert. Auch über seine Freunde, die noch immer im Gefängnis sitzen, wollte er der Welt erzählen. Er hat die Bibel, den Koran, taoistische und buddhistische Schriften gelesen. Sein Leben hat sich durch den Gefängnisaufenthalt grundlegend verändert. „Ich habe wirklich zu Gott gefunden, wie auch immer man Gott definiert. Aber da ist eine höhere Kraft, die da ist und die uns führt und leitet und die uns auf den richtigen Weg bringt“, erklärt Rother.
„Das ist jetzt ein Leben, das von innen herauskommt. Ich lasse mich leiten“, berichtet er weiter. „Diese Kraft erfährt man sehr stark, wenn man in schwierigen Situationen, wie einem Gefängnis ist – da kommt man sehr nah an diese Kraft. Der Glaube ist ein Hindernis für die Kommunistische Partei Chinas zur vollständigen Kontrolle. Das ist auch der Grund, warum die Uiguren und Falun Gong durch das chinesische Regime verfolgt werden – man kann sie nicht manipulieren oder beeinflussen. Da ist eine Kraft, die stärker als sie ist“, so Rother.